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Beat Kipfer

Von der Wachslarve zu Polyurethan, oder wie Larven hergestellt werden.

Ein Wenig Geschichte 

Die Basler Larve, so wie wir sie heute als traditionell ansehen, ist um 1930 entstanden. Bis zum 19. Jahrhundert war es durchaus gebräuchlich, sich an der Fasnacht zu schminken, anfänglich z.B. mit Russ und Asche. 

Danach kamen Larven aus Metall, Drahtgaze, gewachster Leinwand sowie Papier zum Einsatz. Die Papierlarven wurden aus Thüringen, Italien und Frankreich importiert.  

Aus einer Unzufriedenheit mit der ausländischen Massenware rief 1925 der Basler Kunstkredit einen Wettbewerb aus, um Künstler zu motivieren neue Larven zu kreieren. Gewonnen wurde der Wettbewerb damals vom Bildhauer Paul Wilde. 

Die eigentlich Geburtsstunde der Basler Künstlerlarve geht auf einen Artikel in den «Basler Nachrichten» vom 17. Februar 1936 zurück. Der Autor thematisierte darin die Beherrschung des Basler „Larvenmarktes“ durch die deutsche „Dutzendware“.  

Etwa zur gleichen Zeit begannen aber auch die Basler Künstler sich mit dem Thema zu beschäftigen. Alphonse Magne und Adolf Tschudin experimentierten mit unterschiedlichsten Materialien, bis sie das noch heutige Larvenpapier als ideales Material entdeckten. 

Der Charme einer kaschierten Larve ist noch immer überwältigend und eine Grosszahl der Basler Fasnächtler möchte nichts anderes. 

Zweifelsohne ist das Kaschieren einer Larve handwerklich sehr aufwändig, daneben muss diese noch trocknen und nachbearbeitet werden. Dieser Umstand spiegelt sich auch im Preis wider. Folglich haben sich manche Larvenmacher überlegt, wie man diesen Prozess verkürzen und damit auch verbilligen kann. 

Als erstes kamen als Alternative tiefgezogene Larven auf. Bei dieser Technik wird meist Polystyrol erwärmt und, mit Hilfe eines Vakuums, über das Positiv einer Form gezogen. Dieser Arbeitsprozess ist dadurch enorm schnell und man kann so Larven zu einem sehr günstigen Preis anbieten. 

Tiefziehen hat aber auch Nachteile, auf welche wir später noch eingehen werden. 

Daneben hat man mit Harz experimentiert, was in der «gestrichenen Larve» geendet hat. Bei diesem Verfahren wird Polyurethan Harz in eine, aus Silikon hergestellte Form, gepinselt oder gesprüht.

Schauen wir uns die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Techniken an. 


Kaschierte Larven 

Die «traditionelle Art» Larven zu bauen und wohl auch die romantischste, für viele Basler Fasnächtler noch immer die beliebteste Variante. 

Auch wir kommen aus dieser Tradition und lieben es Larven zu kaschieren. In unserem Shop bieten wie dir alles an, was du zum erfolgreichen Kaschieren brauchst. 


kaschierter Dummpeter für Pfyffer
kaschierter Dummpeter für Pfyffer

Vorteile 
  • Ökologisch - mit Sicherheit die Umweltverträglichste Variante im Larvenbau. Die Bestandteile sind grösstenteils natürlich und biologisch abbaubar. 

  • Das Material ist sehr günstig. 

  • Sehr leicht - keine andere Variante kann in Sachen Gewicht einer kaschierten Larve das Wasser reichen. 

  • Relativ einfach zum Selbermachen - Larven kaschieren ist keine grosse Kunst. Die Technik ist leicht zu lernen. Auch Kinder können beim Kaschieren helfen. 

  • Keine Spezialwerkzeuge erforderlich - kaschierte Larven kann man z.B. mit einem Bastelmesser zuschneiden. 

  • Geringer Infrastrukturaufwand - eigentlich braucht man nichts zum Kaschieren, ausser Dingen, welche in einem «normalen» Haushalt schon vorhanden sind. 

  • Der Formenbau ist für eine relativ einfache Form wenig aufwändig und kostengünstig, damit eignet sich das Verfahren auch für individuelle Einzellarven. 

  • Gute Abformung von Details - da kaschieren ein Verfahren ist, bei welchem in die Negativform gearbeitet wird, werden Details gut abgebildet, auch scharfe Kanten sind möglich. 


Nachteile 
  • Grosser manueller Aufwand - aus Sicht des Larvenbauers die aufwändigste Art eine Larve herzustellen, folglich für den Kunden auch die teuerste. 

  • Lange Verarbeitungszeiten - eine kaschierte Larve erfordert beim Larvenbau immer wieder lange Trockenzeiten. 

  • Eingeschränkte «künstlerische Freiheit» - diese Aussage muss man etwas relativieren. Auch beim Kaschieren kann man fast alles machen – nur, wie eben schon beschrieben, ist der zeitliche Aufwand sehr hoch und dieser steigt deutlich, je detaillierter die Larve ist. Das beginnt bereits beim Formenbau. 

  • Nicht garantiert Wasserfest - auch wenn man die Larve durch Lackieren, vor Feuchtigkeit schützen kann, bleibt eine aus Papier hergestellte Larve immer wasserempfindlich. Wasser kann durch kleinste Risse in der «Versiegelung» eintreten und die Larve aufweichen. Daher muss z.B. bei «Gugge» sehr darauf geachtet werden, dass das Mundloch gut versiegelt ist. 

  • Generell eher empfindlich gegen Beschädigung - wird eine kaschierte Larve verformt, ist die Chance gross, dass sie reisst oder sich irreversibel verformt. 


Tiefgezogene Larven 

Das Tiefziehen von Larven ist schon lange in Gebrauch. Für den Larvenbauer liegen die Vorteile auf der Hand. Auch wir können Larven tiefziehen, wenn unsere Kunden das gerne möchten. 


Vorteile 
  • Ein sehr schnelles Verfahren - das Tiefziehen einer Larve dauert nur ein paar Minuten und ist daher sehr kostengünstig. 

  • Wenig Nachbearbeitung erforderlich, was sich ebenfalls günstig auf den Preis auswirkt. 

  • Das Material ist relativ günstig. 

  • Der Formenbau ist durchschnittlich aufwändig und kostengünstig - damit eignet sich das Verfahren auch für individuelle Kleinserien. 

  • Absolut Wasserfest, na ja – ein Kunststoff eben. 


Nachteile 

  • Ökologisch noch vertretbar - die Larven werden aus Polystyrol hergestellt. Das Material kennt eigentlich jeder z.B. von Einweggeschirr. Wie alle Kunststoffe, verrottet Polystyrol nicht und kann in Form einer Larve auch nicht rezykliert werden. 

  • Sehr eingeschränkt in der künstlerischen Freiheit - um eine Larve tiefziehen zu können, muss man bei der Form einiges beachten. Hinterschneidungen sind generell nicht entformbar und müssen daher vermieden werden. Dasselbe gilt für Überhänge. Damit sind z.B. grosse Nasenflügel oder Hakennasen ein Problem. Ebenso ist man in der Höhe der Form nicht frei, je mehr der Kunststoff gezogen wird, desto dünner wird er auch, damit sind z.B. lange Waggisnasen kaum zu realisieren. 

  • Geringe Detailgenauigkeit - da es sich beim Tiefziehverfahren um eine Technik handelt, bei der das Material über ein Positiv gezogen wird, sind feine Details und scharfe Kanten nicht möglich. 

  • Die Larve ist relativ schwer. 

  • Aufwändige Infrastruktur - um Tiefziehen zu können, braucht man eine spezielle Maschine. 

  • Subjektiv schwitzt man in einer tiefgezogenen Larve mehr als in einer Larve aus Papier. 


Gestrichene Larven 

Richtigerweise müsste es Larven aus Polyurethan heissen, da neben den Streichen auch Sprühen möglich ist. Da die Anlagen zum Sprühen aber extrem teuer sind, werden die Larven aus Polyurethan durch die Maskenbauer meist mit dem Pinsel gestrichen. 


Larve eines Hundes aus PU
gestrichene Larve, eine so detaillierte Larve lässt sich nur mit PU machen

Vorteile 
  • Geringer Arbeitsaufwand - das Streichen einer Larve geht verhältnismässig schnell. Der Nachbearbeitungsaufwand hält sich in Grenzen. Ähnlich wie beim Kaschieren ist es aber ein manueller Vorgang und daher von Larve zu Larve unterschiedlich aufwändig. 

  • Enorme gestalterische Freiheit - das ist mit Abstand der beste Grund für eine Larve dieses Typs. Mit einer Larve auf Basis von Polyurethanharz, ist nahezu alles möglich. Es können feinste Details und Kanten abgebildet werden. 

  • Der Infrastrukturaufwand für den Larvenbauer ist gering - es braucht keine grösseren Gerätschaften, aber ein paar wenige Spezialwerkzeuge, um sich das Leben einfacher zu machen. 

  • Absolut Wasserfest 

  • Fast «unkaputtbar», Polyurethan verzeiht so einiges. Die Larve sollte nicht, aber darf auch gern mal eine Treppe runterfallen. 

  • langlebig


Nachteile 
  • Ökologisch noch vertretbar - die Larven werden aus Polyurethan hergestellt. Polyurethan kennen wir (z.B. Schaumgummi wie Haushaltsschwämme etc.). Wie alle Kunststoffe, verrottet Polyurethan nicht und kann auch nicht rezykliert werden. 

  • Bei der Verarbeitung etwas problematisch - bei Polyurethan handelt es sich um ein Zweikomponenten-System. Obwohl das Harz nach dem Abbinden absolut ungefährlich ist, sind die einzelnen Komponenten für sich giftig und ätzend. Daher ist dieses Verfahren für private Larvenbauer wenig geeignet. 

  • Das Material ist relativ teuer. 

  • Der Formenbau ist aufwändig und relativ teuer - damit eignet sich das Verfahren nicht für individuelle Einzellarven. 

  • Die Larve ist relativ schwer. 

  • Subjektiv schwitzt man in einer gestrichenen Larve mehr als in einer Larve aus Papier. 


Wie soll ich mich nun entscheiden? 

Je nach Gestaltungswunsch und Budget gibt es harte Kriterien für die Entscheidung des Materials bzw. Verfahrens. Daneben gibt es noch weiche Faktoren, welche aus Sicht des Larvenbauers weniger relevant sind. Die folgende Tabelle soll Dir dabei helfen, eine gute Entscheidung zu treffen. 

Noch besser ist, Du lässt Dich von uns beraten. 

 

Ökologie ist mir wichtig 

Ich muss auf mein Budget achten 

Ich habe eine wirklich ausgefallene Idee 

Detailreichtum ist mir wichtig 

kaschiert 

+++ 

-- 

tiefgezogen 

-- 

+++ 

-- 

gestrichen 

-- 

++ 

+++ 

 

Wie man sieht, liegen kaschierte und gestrichene Larven in etwa gleich auf, bei anderer Gewichtung.  Tiefgezogene Larven fallen in allen Punkten deutlich zurück, haben aber einen enormen Vorteil bei den Kosten. 

 

Alternative und historische Techniken 

Neben den hier erwähnten Verfahren gibt es auch noch etliche andere, teils historische Larvenbautechniken. 


Wachslarven 

Bei diesem Handwerk wird ein Gewebe über die Form kaschiert, die Larve bemalt und danach gewachst. Dies ist eine der ältesten Varianten zur Herstellung von Larven in grösseren Serien. Traditionell findet man diese Technik noch in der Ostschweiz. In Basel wird sie hie und da als Ausdrucksmittel eingesetzt. 

Auf Wunsch stellen wir Wachslarven her, lasst euch von uns beraten. 


Lederlarven 

Ein traditionelles Verfahren, welches seinen fasnächtlichen Ursprung in Italien hat. Die wohl komfortabelste Larve überhaupt! 

Die Larven sind atmungsaktiv und angenehm auf der Haut zu tragen. An der Baslerfasnacht sieht man solche Larven nur als individuelles Ausdrucksmittel. 

Wenn Du dir je Gedanken zu einer Lederlarve gemacht haben, solltest Du mit uns sprechen. 


Drahtgitterlarven 

Auch eine interessante «historische» Technik, welche aber zumindest in den grossen Fasnachtshochburgen kaum mehr zu sehen ist. Das Herstellen einer Drahtlarve erfordert viel Erfahrung und wird nur noch von wenigen Handwerkern ausgeführt. 

Leider können wir Dir bei diesem Wunsch nicht weiterhelfen. 


Geschnitzte Larven  

Eine immer noch sehr populäre Maskentechnik. Man findet sie z.B. häufig in der Alemannischen Fasnacht. In der Schweiz sind die Walliser Holzmasken wohl die bekanntesten. 

Ein eigenes Handwerk, welches langjährige Erfahrung voraussetzt. 

Leider können wir Dir auch bei dieser Technik nicht helfen. 

Möchte man aus Sujet-Gründen eine Larve im Stil einer geschnitzten Larve haben, wird diese von uns in einer der obengenannten Techniken optisch korrekt ausgeführt. 

In diesem Fall beraten wir Euch gerne. 

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